Sinn und Tradition des Nikolaus-Besuches
Die Tradition des Nikolaus-Besuches in europäischen Ländern hat eine lange Geschichte. Die Art und Weise, wie er gefeiert wird ist sehr vielfältig. Nicht zu verwechseln ist der St. Nikolaus mit dem Weihnachtsmann. Dies ist ein amerikanischer Weihnachtsbrauch, der aber seinen Ursprung im europäischen Nikolaus-Kult hat.
In katholischen Orten der Schweiz lebt die Tradition bis heute ungebrochen weiter, während in reformierten Kantonen wie Basel-Stadt der Nikolaus-Kult Unterbrechungen erfahren hat.
Basel und der Nikolaus-Kult
Eigentlich ist Basel eine Nikolaus-Stadt. Vor der Reformation war Basel eine Bischofstadt. Davon zeugt der Bischofstab im Kantonswappen. Der Heilige Nikolaus wurde vor über 1'700 Jahren in der Stadt Myra, in der heutigen Türkei, zum Bischof geweiht. Vor der Reformation erfuhr der Nikolaus-Kult in Basel eine tiefeTradition.
Er war nicht nur der Nikolaus, der die Kinder besuchte. Als Patron der Seefahrer und Brückenbauer spielte der Heilige in der Rheinstadt eine wichtige Rolle.
Ein Beispiel:
Früher stand an der Stelle, wo heute das Café Spitz steht, eine Nikolaus Kapelle mit einer Nikolaus-Statue. Damals wurden Baumstämme für die Basler Stadtbevölkerung aus dem Schwarzwald den Rhein hinunter geflösst. Die Männer, die diese schwimmenden Baumstämme den Fluss hinunter leiteten, hiessen Flösser. Bei der Ankunft in Basel sind sie bei jener Nikolaus-Statue an Land gegangen um sich beim Heiligen Nikolaus zu bedanken: Sie haben die gefährliche Fahrt heil überstanden.
Der Sinn des Nikolaus-Besuches.
Was bedeutet der Nikolaus-Besuch für die Kinder?
Sein Kleid, der weisse Bart, ein alter Mann, der für die Nordschweizer aus dem Schwarzwald stammt, der schon Hunderte von Jahren unterwegs ist, der schon die Urgrosseltern, Mama und Papa als Kinder besucht hat, bedeutet für das Kind den guten weisen Mann schlechthin, Sinnbild für ewige Werte, die seit vielen Generationen gelten. Nun kommt dieser Mann in die Stube und besucht das Kind. Er sagt ihm was gut und böse ist. Es ist eine Art erste Initiation für das Kind, d.h. durch die Bewertung seiner Taten und seines Verhaltens erfährt das Kind die erste bewusste feierliche Aufnahme in die Gemeinschaft, in der es lebt. Insofern bedeutet dies eine grosse Ehre für das Kind, auch wenn es das nicht verbalisiert. Um so wichtiger ist es für das Kind, dass es diesem Mann auch etwas übergeben kann, sei es ein Versli, ein Lied, eine Zeichnung, etwas Selbstgebackenes, einen Vortrag mit einem Musikinstrument usw.
Auch wenn Kinder in der Stadt Werbe-Kläusen und andern Schabernack-Kläusen begegnen requiriert das Kind für sich den „echten Klaus“, den es für sich haben will, an den es glauben will. Dies haben mir Kinder immer wieder beteuert.
Markus Berger, Basel